Kompositionen zu Adolf Wölfli

Wichtiger als die konkrete musikalische Auswertung erscheint Adolf Wölflis Konzept, sein Leben als eine grosse musikalische Komposition zu gestalten. Tragendes Element seiner Kompositionen, seines Werkes überhaupt, ist der Rhythmus. Er durchdringt nicht nur die Musik, sondern auch die Gedichte, die Prosa, die Zeichnungen und das Layout bis hinein in den fliessenden Duktus seiner Schrift. Als abstraktes Element durchdringt der Rhythmus somit die verschiedenen Medien und verbindet sie zu einem Ganzen.

Wölfli bezeichnete bereits die frühen Blätter (1904-1906) als „Tonstücke“ und signierte sie mit „Komponist“. Mit den bekannten Formen von musikalischen Notationen haben sie allerdings wenig Ähnlichkeit: Die sechs Notenlinien sind ohne Notenzeichen. Angaben über Takt, „Musik Anfang“ und „Musik Schluss“ sowie Instrumentierung – Posaune, Tambour, Zimbel – sind in separate Felder eingetragen. Es könnte sein, dass die Benennung „Tonstücke“ sich nur auf die verschwundenen Seiten mit Aufzeichnungen in Solmisation bezog, und nicht auf die Zeichnungen.

Während Jahrzenten ist man davon ausgegangen, dass Wölflis Musikaufzeichnungen nur im übertragenen Sinn zu verstehen sind. Die Frage, ob Wölflis Musik spielbar ist, wird immer wieder gestellt. Sie ist teilweise – mit Schwierigkeiten und erst nach Transkription – spielbar! Teile von musikalischen Aufzeichnungen wurden von Kjell Keller und Peter Streiff 1976 untersucht und als Musikstücke aufgeführt und aufgenommen. Sie können hier angehört werden. Es sind – wie Wölfli sie nennt – Tänze, der Volksmusik ähnelnde melodische Walzer, Mazurken und Polkas. Ein wichtiger weiterer Schritt erfolgte im Rahmen von Wien Modern 2001 durch Berno Odo Polzers Artikel „´(Musik sagt er.)´ Musikalische Aspekte im Werk Adolf Wölflis“, in: Kopfwelten. ADOLF WÖLFLI, Sondernummer wespennest, Wien 2001. Polzer zeigte, dass Wölfli offenbar über Grundkenntnisse in Solmisation verfügte. Diese Entdeckung wurde im Folgenden durch die Forschungen von Eric Förster gestützt bzw. erweitert. Eric Förster führte im Rahmen von 150Wölfli am 30. August 2014 einige von Wölflis Stücken auf. Siehe dazu auch Eric Förster, „Allgebra Meaning: Music in Writing: Self,=Invention,“ in: Wölfli. Creator of the Universe, Arbor vitae/ABCD, Prag 2012.

Adolf Wölflis Werk – weniger jedoch seine eigenen Kompositionen – waren Komponisten aus unterschiedlichsten Gebieten eine Quelle der Inspiration.

Vom Verein Wölfli&Musik in Auftrag gegebene oder mit einem Beitrag unterstützte Kompositionen (für einige Takte Hören: 1 Click auf ‚Audio‘; Liste im Aufbau)

Howard Arman, Über Land und Meer, 2017, für 4-stimmigen Chor (S,A,T,B) à capella, uraufgeführt durch das Ensemble Corund Luzern, unter der Leitung von Stephen Smith, Kunsthalle Zürich, 29. April 2018.

BERN IST ÜBERALLWölflis Weltreise – Tournée Mondiale de Wölfli, uraufgeführt am 15. Mai 2021 im Quartier Culturell Malévoz in Monthey. Weitere Aufführungen in Bern. Audio

Christoph Blum, Lieder vom Riesen-Theaat’r-Diräktohr, 2014. Im Kompositionswettbewerb im Rahmen von 150Wölfli ausgezeichnetes Werk, uraufgeführt durch Christoph Blum (Panflöte) und Stefan Wieland (Altus). Audio

Walter Feldmann (*1965), …unsichtbahr Text …, (2016) UA, Wolfs – „Allgebrah“ für 8 Instrumente, uraufgeführt durch das ensemble proton bern, Dampfzentrale Bern, 17. Oktober 2016. Audio

Eric Förster, Wölfli Allgebrah, 2014, uraufgeführt im Rahmen von 150Wölfli von Eric Förster (Bass-Bariton) & Danny Exnar (Klavier). Audio

Daniel Glaus, Die Erfindung N° 187 die Skt. Adolf=Orgel, mit Allmacht=Betrieb für die Kapellenorgel, uraufgeführt im Rahmen von 150Wölfli durch den Komponisten, Waldaukapelle Bern, 30. August 2014. Audio

Konstantia Gourzi, Der Engel der Eewigkeit, 2017, für 4-stimmigen Chor (S,A,T,B) à capella, uraufgeführt durch das Ensemble Corund Luzern, unter der Leitung von Stephen Smith, Kunsthalle Zürich, 29. April 2018. Audio

Christian Henking, In weiter Feerne, Trio für Violine, Violoncello und Klavier, uraufgeführt durch das Trio Montin (Christine Ragaz, Violine; Matthias Schranz, Violoncello; Rosemarie Burri, Klavier). Waldau-Kapelle Bern, 13. September 2013. Audio

Ezko Kikoutchi (*1968), Der Schööpfer, (2015/16) UA, für Ensemble, uraufgeführt durch das ensemble proton bern, Dampfzentrale Bern, 17. Oktober 2016. Audio

Jonas Marti (*1992), Allgebrah, für zwei Chöre, uraufgeführt durch den Jungen Kammerchor Basel, 8. November 2020. Audio

Jost Meier, Doufi – Wölfli – Skt. Adolf II., uraufgeführt durch das Trio Montin (Christinee Ragaz, Violine; Matthias Schranz (Violoncello; Rosemarie Burri, Klavier), Kunstmuseum Bern, 17. November 2011. Audio

Roland Moser, Abärda, Kammermusik-Werk nach Texten von Adolf Wölfli, uraufgeführt im Rahmen von 150Wölfli durch das Trio Montin (Christine Ragaz, Violine; Matthias Schranz (Violoncello; Rosemarie Burri, Klavier), Waldau-Kapelle Bern, 30. August 2014. Audio

Annette Schmucki (*1968), brotkunst / 54stück / farbstifte papier tabak, 2016, für Ensemble, uraufgeführt durch das ensemble proton bern, Dampfzentrale Bern, 17. Oktober 2016. Audio

Helena Winkelman, Das Allmachtsrohr, Musiktheater über Texte/Bilder von Adolf Wölfli, 1914, für Performer (Turntablist), 2 Schauspieler, 1 Tänzerin, Hammondorgel, E-Bass, Perkussion, verstärkte Klarinette/Bassklarinette, Verstärkte Violine/e-Geige, uraufgeführt im Rahmen von 150Wölfli 3. Oktober 2014 Dampfzentrale Bern.  Audio

Sara Wüest, Blas d’r doch ins Füdla, 2014. Im Kompositionswettbewerb im Rahmen von 150Wölfli ausgezeichnetes Werk, uraufgeführt durch Raphael Bortolotti (Papiertrompete), Stefanie Erni (Gesang),  Katrin Szamatulski (Flöte), Peter Mutter (Klarinette), Yvonne Glur (Akkordeon), Sara Wüest (musikalische Leitung), Kunsthalle Bern, 30. August 2014. Audio

Eine Liste von weiteren Kompositionen zu Adolf Wölfli finden Sie auf der Website der Adolf Wölfli-Stiftung.