Am 29. Februar im Schaltjahr 1864 wurde Adolf Wölfli geboren. Heute gehört der gebürtige Emmentaler zu den vielbeachteten Künstlern des 20. Jahrhunderts; sein Werk wird weltweit ausgestellt und rezipiert.
Die erstaunliche internationale Karriere eines Waisen, Verdingkindes, Zuchthausinsassen und Patienten einer psychiatrischen Heilanstalt ist nicht selbstverständlich. Sie ist zuerst das Resultat eines in jeder Hinsicht aussergewöhnlichen Werkes: Wölfli war Schriftsteller, Dichter, Komponist und Zeichner im Dienste einer Mission: Das Leben bzw. die Welt neu zu erfinden. Auf über 25’000 Seiten erschuf er sich eine spektakuläre Kindheit und eine glorreiche Zukunft: die Skt. Adolf-Riesen-Schöpfung. Nach seinem Tod wurde es still um sein Werk bis es 1945 vom französischen Künstler Jean Dubuffet (wieder)entdeckt wurde. Als einer der Hauptpfeiler von Dubuffets Idee der Art Brut wurden Wölflis Zeichnungen als Teil der Compagnie de l’Art Brut in Paris gezeigt. Dann zeigte Harald Szeemann Wölflis gesamten Nachlass 1972 an der legendären documenta 5 in Kassel. Mit der Gründung 1975 der Adolf Wölfli-Stiftung mit Sitz im Kunstmuseum Bern begann die detaillierte Aufarbeitung von Wölflis Werk. Ausstellungen in Europa, USA und Asien sowie zahlreiche Forschungsarbeiten zeugen von der Bedeutung des Künstlers.
Wölfli, der sich selbst unter anderem als „Komponist“ und „Musik=Diräktohr“ bezeichnete, verfügte über ein musikalisches Grundwissen. Seine Kompositionen bereiten Musikern und Musikwissenschaftlern seit eh und je Kopfzerbrechen: Sind sie bloss dekoratives Beiwerk auf Zeichnungen (auf sechs Notenlinien)? Was steckt hinter den Tausenden in Solmisation aufgeschriebenen Stücken?
Im Sommer und Herbst 2014 gedachte der Verein Wölfli&Musik mit zahlreichen Veranstaltungen unter der Bezeichnung 150Wölfli des 150. Jahrestages von Adolf Wölflis Geburt.